Wenn der Wind vom Norden her über die sanften Hügel des Weinviertels streicht, erzählt er eine alte Geschichte: die Geschichte des Schlosshauptmanns. Er war kein Fürst, kein Graf – und doch trug er Verantwortung für alles, was das Schloss und die Weingärten umgab. Man sagte, er habe Ohren wie ein Winzer und Augen wie ein Wetterstein: Er hörte das Flüstern der Reben, lange bevor die erste Traube reifte, und er sah Regen und Sonne kommen, wenn der Himmel noch blau war.
Wächter der Reben
In Nächten, in denen der Nebel wie ein stiller Gast durch die Kellergasse zog, ging der Schlosshauptmann seine Runden. Er prüfte die Mauern, die Fässer, die Tore – und die Zeiger der Zeit. Denn Zeit war sein wichtigstes Werkzeug. Zu früh gelesen, fehlte dem Wein die Seele; zu spät gelesen, verlor er seine Lebendigkeit. Also lauschte er: dem Knacken des Holzes, dem Singen des Bodens, dem feinen Pfeifen des Windes zwischen den Rebzeilen.
Das Versprechen
Als der erste Herbst nach einem harten Winter kam, legte der Schlosshauptmann seine Hand auf die kühle Steinbrüstung und gab ein Versprechen: dem Land, den Menschen, den Reben. Es war kein großes Wort, sondern ein stilles Gelöbnis: Ich diene dem, was bleibt. Fortan wachte er nicht nur über Mauern, sondern über die Idee von Qualität – über Sorgfalt im Kleinen, damit das Große gelingen konnte.
Die Sprache des Bodens
Der Boden erzählte ihm von Löss und Kalk, von Wärme, die tagsüber gespeichert und nachts wie eine leise Decke wieder abgegeben wird. Der Schlosshauptmann verstand diese Sprache. Er wusste, dass aus diesem Dialog die Spannung im Wein entsteht: die kühle Klarheit, das feine Pfefferl, die saftige Frucht. Er nannte es die Ordnung im Glas – nichts Lautes, aber alles an seinem Platz.
In guten Händen
Im Keller prüfte er das Werk der Natur: das Gären, das Ruhen, das Reifen. Nicht alles ließ sich planen, doch vieles entscheiden. Und immer entschied er zugunsten von Geduld. Denn Geduld, so sagte er, sei der höflichste Ausdruck von Leidenschaft. Wenn der Moment kam, in dem Most zu Wein und Wein zu Charakter wurde, lächelte er nur und blies das Licht der Laterne aus. Manche Dinge brauchen Dunkelheit, um zu leuchten.
Heute
Heute trägt ein Wein seinen Namen: Schlosshauptmann. Nicht, weil er lauter wäre als andere, sondern weil er denselben Dienstgedanken in sich trägt. Er steht für verlässliche Handarbeit, für Ruhe im Prozess und Klarheit im Ergebnis – für das, was bleibt. Ein Glas davon ist wie ein leiser Gruß aus der Kellergasse: ehrlich, strukturiert, mit jener feinen Würze, die der Wind über die Hügel trägt.
Tradition. Qualität. Leidenschaft.
Das ist kein Spruch – es ist unser tägliches Versprechen.
Wer den Schlosshauptmann trinkt, hebt die Hand zu einer kleinen Verbeugung vor dem Land und seinen Menschen. Und vielleicht hört man dann, wenn es ganz still ist, die Schritte eines Wächters, der noch immer seine Runden dreht – irgendwo zwischen Schloss, Keller und Rebstock.